von Richard Wilhelm (1924)

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Vorrede

Die Übersetzung des Buchs der Wandlungen geht nunmehr schon ins zehnte Jahr. Als nach der chinesischen Revolution Tsingtau der Aufenthaltsort einer Reihe der bedeutendsten chinesischen Gelehrten der alten Schule wurde, fand ich unter ihnen meinen verehrten Lehrer Lau Nai Süan, dem ich nicht nur eine tiefere Einführung in die Werke des Mong Ds, in die "Höhere Bildung" und "Maß und Mitte" verdanke, sondern der mir auch zum ersten mal die Wunder des Buchs der Wandlungen erschloß. Wie bezaubert durchwanderte ich unter seiner kundigen Führung diese fremde und doch so vertraute Welt. Die Übersetzung entstand nach ausführlicher Besprechung des Textes. Aus dem Deutschen wurde ins Chinesische zurückübersetzt, und erst, wenn man den Sinn des Textes restlos zur Darstellung gebracht hatte, konnte die Übersetzung als solche gelten. Mitten in diese Tätigkeit brach der Schrecken des Weltkriegs ein. Die chinesischen Gelehrten wurden nach allen Himmelsrichtungen verweht, und auch Herr Lau reiste nach Küfu, der Heimat des Kungtse, mit dessen Familie er verwandt war. Die Übersetzung des Buchs der Wandlungen blieb nun liegen, obwohl neben den Arbeiten des chinesischen Roten Kreuzes, die ich während der Belagerung Tsingtaus zu leiten hatte, die Beschäftigung mit der alten chinesischen Weisheit keinen Tag ruhte. Merkwürdiges Zusammentreffen: draußen im Gelände las der japanische General Kamio in seinen Erholungspausen in den Werken des Mong Dsi, ich als Deutscher vertiefte mich in meinen freien Stunden in chinesische Weisheit. Am glücklichsten aber war ein alter Chinese, der in seine heiligen Bücher so versunken war, daß er auch durch eine Granate, die neben ihm niederging, nicht aus der Ruhe gebracht werden konnte. Er faßte nach ihr - sie war ein Blindgänger -, dann zog er die Hand zurück und sagte, sie sei sehr heiß, um sich dann seinen Büchern wieder zuzuwenden.

Tsingtau war erobert. Unter mancherlei anderen Arbeiten ließ sich auch wieder Zeit erübrigen für eingehende Übersetzungsarbeit. Aber der Lehrer, mit dem ich die Übersetzung begonnen hatte, war weit entfernt, und mir war es unmöglich, Tsingtau zu verlassen. Wie erfreut war ich daher, als mitten in meine Erwägungen hinein ein Brief von Herrn Lau kam, daß er bereit sei, die unterbrochene Lektüre mit mir fortzusetzen. Er kam, und die liegen gebliebene Übersetzung wurde zu Ende gebracht. Es waren schöne Stunden innerer Erhebung, die ich mit dem alten Meister damals verlebte. Als die Übersetzung in den Hauptzügen vollendet war, rief mich das Schicksal nach Deutschland zurück. Der alte Meister schied unterdessen aus der Welt.

Habent sua fata libelli. In Deutschland schien ich so weit wie möglich entfernt von alter chinesischer Weisheit - wiewohl gar mancher Ratschlag aus dem geheimnisvollen Buch auch in Europa da und dort auf guten Boden fiel. Ich war daher freudig erstaunt, als ich dem Buch der Wandlungen, und zwar in einer wunderschönen Ausgabe, die ich in Peking tagelang in allen Buchhandlungen vergeblich gesucht hatte, in Friedenau im Hause eines lieben Freundes begegnete. Der Freund war zudem ein wirklich guter Freund und machte diese freudige Begegnung zu einem dauernden Besitz, indem er mir das Buch überließ, das mich seither um die halbe Welt auf mancher Reise begleitet hat.

Ich kam nach China zurück. Neue Aufgaben traten an mich heran. In Peking eröffnete sich eine ganz neue Welt mit andern Menschen und andern Interessen. Doch bot sich auch hier bald gar manche Förderung, und in den warmen Tagen eines Pekinger Sommers kam schließlich diese Arbeit zu Ende, die, wieder und wieder umgeschmolzen, nun endlich eine Form erlangt hat, die zwar noch lange nicht meinem Wunsche Genüge tut, aber doch so weit entwickelt ist, daß ich jetzt das Gefühl habe, sie hinaussenden zu können in die Welt. Möge denen, die die Übersetzung lesen, dieselbe Freude an wahrer Weisheit zuteil werden, die ich empfunden während meiner Arbeit.

PEKING, IM SOMMER 1923RICHARD WILHELM

Einleitung

Das Buch der Wandlungen, chinesisch I Ging, gehört unstreitig zu den wichtigsten Büchern der Weltliteratur. Seine Anfänge reichen in mythisches Altertum zurück. Bis auf den heutigen Tag beschäftigt es die bedeutendsten Gelehrten Chinas. Fast alles, was in der über 3000 Jahre alten chinesischen Geschichte an großen und wichtigen Gedanken gedacht wurde, ist teils angeregt durch dieses Buch, teils hat es rückwirkend auf die Erklärung des Buches Einfluß ausgeübt, so daß man ruhig sagen kann, daß im I Ging die reifste Weisheit von Jahrtausenden verarbeitet ist. So ist es denn auch kein Wunder, daß beide Zweige der chinesischen Philosophie, der Konfuzianismus und der Taoismus, ihre gemeinsamen Wurzeln hier haben. Ganz neues Licht ergießt sich von hier aus auf gar manches Geheimnis in den oft dunklen Gedankengängen des geheimnisvollen Alten und seiner Schüler ebenso wie auf manches, was in der konfuzianischen Tradition als festes Axiom sich vorfindet, das ohne weitere Untersuchung hingenommen wird.

Ja, nicht nur die Philosophie, auch die Naturwissenschaft und die Staatskunst Chinas haben immer wieder aus diesem Weisheitsborn geschöpft, und es ist kein Wunder, daß dieses Buch als einziges der alten Weisheitsschriften der Konfuzianer selbst der großen Bücherverbrennung des Tsin Schi Huang entging. Bis in den Alltag hinein ist das ganze chinesische Leben von seinen Einflüssen durchtränkt. Geht man durch die Straßen einer chinesischen Stadt, so sieht man nicht nur da und dort an einer Ecke einen Wahrsager an einem reinlich gedeckten Tisch mit Pinsel und Tafel sitzen, um aus dem alten Weisheitsbuch Rat und Auskunft zu erteilen für die kleinen Nöte des Lebens, sondern selbst die goldbemalten Firmenschilder, die als senkrechte, schwarzlackierte Holzbretter die Häuser zieren, sind mit Zeichen bedeckt, deren blumige Sprache immer und immer wieder an Gedanken und Zitate jenes Buchs erinnert. Selbst die Politik eines so modernen Staates wie Japan, die sich durch ihre kluge Vorsicht auszeichnet, verschmäht nicht, in schwierigen Lagen auf die Ratschläge des alten Weisheitsbuchs zurückzugreifen.

Der hohe Ruf der Weisheit, in dem das Buch der Wandlungen steht, hat es freilich mit der Zeit bewirkt, daß eine Menge geheimnisvoller Lehren, deren Ursprung in andern Gedankengängen liegt - vielleicht z. T. selbst solchen außerchinesischer Herkunft -, sich mit seinen Lehren verknüpft haben. Seit den Zeiten der Tsin- und Han-Dynastie kam immer mehr eine formelhafte Naturphilosophie auf, die mit einem System von Zahlsymbolen die ganze Welt des Denkbaren umklammerte und durch eine Kombination einer streng durchgeführten Yin-Yang-Lehre dualistischen Gepräges mit der Lehre von den fünf Wandelzuständen, die dem Buch der Urkunden entnommen wurde, die ganze Weltanschauung Chinas immer mehr in starre Formen preßte. So ist es denn gekommen, daß immer spitzfindigere kabbalistische Spekulationen das Buch der Wandlungen wie mit einer Wolke des Geheimnisvollen umgaben, und indem sie alles Vergangene und Künftige in ihr Zahlenschema einfingen, dem I Ging den Ruf eines Buchs voll unverständlicher Tiefe verschafften, wie sie auch die Ursachen wurden, daß die Keime einer freien chinesischen Naturwissenschaft, wie sie zur Zeit eines Mo Di und seiner Schüler unstreitig vorhanden waren, getötet wurden und einer öden, von aller Erfahrung unbeeinflußten Tradition von Bücherschreibern und Bücherlesern Platz gemacht haben, die China in westlichen Augen so lange das Aussehen einer hoffnungslosen Erstarrung verlieh. Doch darf nicht verkannt werden, daß außer jener mechanischen Zahlenmystik auch zu allen Zeiten ein freier Fluß tiefer menschlicher Weisheit auf den Bahnen dieses Buchs in das praktische Leben sich ergoß und der großen chinesischen Kultur diese Reife abgeklärter Lebensweisheit gab, die wir heute fast wehmütig an den noch vorhandenen Überresten dieser letzten bodenechten Kultur bewundern.

Was ist nun das Buch der Wandlungen eigentlich? Um zu einem Verständnis des Buchs und seiner Lehren zu kommen, müssen wir das dichte Geranke von Erklärungen, die alles Mögliche von außen her in das Buch hineinerklären, energisch ablösen, ganz einerlei, ob es sich um die abergläubischen Geheimnisse alter chinesischer Zauberer oder um die nicht minder abergläubischen Theorien moderner europäischer Gelehrter handelt, die ihre bei primitiven Wilden gemachten Erfahrungen in alle historischen Kulturen hineininterpretieren[1]. Als Grundsatz müssen wir hier festhalten, das Buch der Wandlungen aus sich selbst und seiner Zeit zu erklären. Da lichtet sich denn das Dunkel recht merklich, und wir kommen zu der Erkenntnis, daß das Buch der Wandlungen zwar ein sehr tiefes Buch ist, aber dem Verständnis keine gröBeren Schwierigkeiten bietet als irgendein Buch, das aus dem Altertum in einer langen Geschichte auf unsere Zeit gekommen ist.

I. Der Gebrauch des Buchs der Wandlungen

a) Das Orakelbuch

Das Buch der Wandlungen war zunächst eine Sammlung von Zeichen für Orakelzwecke[2]. Orakel wurden im Altertum allenthalben gebraucht, und die ursprünglichsten unter ihnen beschränkten sich auf die Antworten Ja und Nein. So liegt auch bei dem Buch der Wandlungen diese Orakelentscheidung zugrunde. Das "Ja" wurde durch einen einfachen ganzen Strich angedeutet , das "Nein" durch einen gebrochenen Strich . Schon sehr früh scheint jedoch das Bedürfnis zu einer gröBeren Differenzierung vorhanden gewesen zu sein, und aus den einfachen Strichen ergaben sich Kombinationen durch Verdoppelung , , , , denen dann noch ein drittes Strichelement hinzugefügt wurde, wodurch die sogenannten acht Zeichen entstanden. Diese acht Zeichen wurden als Bilder dessen, was im Himmel und auf Erden vorging, aufgefaßt. Dabei herrschte die Anschauung eines dauernden Übergangs des einen in das andere, ebenso wie in der Welt ein dauernder Übergang der Erscheinungen ineinander stattfindet. Hier haben wir nun den entscheidenden Grundgedanken der Wandlungen. Die acht Zeichen sind Zeichen wechselnder Übergangszustände, Bilder, die sich dauernd verwandeln. Worauf das Augenmerk gerichtet war, waren nicht die Dinge in ihrem Sein - wie das im Westen hauptsächlich der Fall war -, sondern die Bewegungen der Dinge in ihrem Wechsel. So sind die acht Zeichen nicht Abbildungen der Dinge, sondern Abbildungen ihrer Bewegungstendenzen. Diese acht Bilder haben dann auch einen mannigfaltigen Ausdruck gefunden. Sie stellten gewisse Vorgänge in der Natur dar, die ihrem Wesen entsprachen. Sie stellten ferner eine Familie von Vater, Mutter, drei Söhnen, drei Töchtern dar, nicht in mythologischem Sinn, wie etwa der griechische Olymp von Göttern bevölkert ist, sondern ebenfalls in jenem sozusagen abstrakten Sinn, daß nicht Dinge, sondern Funktionen dargestellt werden. Gehen wir diese acht Symbole, wie sie dem Buch der Wandlungen zugrunde liegen, durch, so bekommen wir folgende Anordnung:

 NameEigenschaftBildFamilie
Kiän, das SchöpferischestarkHimmelVater.
Kun, das EmpfangendehingebendErdeMutter.
Dschen, das ErregendebewegendDonner1. Sohn.
Kan, das AbgründigegefährlichWasser2. Sohn.
Gen, das StillehaltenruhendBerg3. Sohn.
Sun, das SanfteeindringendWind, Holz1. Tochter.
Li, das HaftendeleuchtendFeuer2. Tochter.
Dui, das HeiterefröhlichSee3. Tochter.

Wir haben somit in den Söhnen das bewegende Element in seinen verschiedenen Stadien: Anfang der Bewegung, Gefahr in der Bewegung, Ruhe und Vollendung der Bewegung. In den Töchtern haben wir das Element der Hingebung in seinen verschiedenen Stadien: Sanftes Eindringen, Klarheit und Anpassung, heitere Ruhe.

Um nun eine noch gröBere Mannigfaltigkeit zu gewinnen, wurden diese acht Bilder sehr früh schon kombiniert, wodurch man die Zahl von 64 Zeichen bekam. Diese 64 Zeichen bestehen nun je aus sechs positiven oder negativen Strichen. Diese Striche sind wandelbar gedacht. So oft ein Strich sich wandelt, geht der durch ein Zeichen dargestellte Zustand in einen andern über. So haben wir z. B. das doppelte Zeichen Kun, das Empfangende, die Erde. Es stellt die Art der Erde dar, das kraftvoll Hingebende, im Lauf des Jahres den Spätherbst, da alle Lebenskräfte ruhen. Wandelt sich nun der unterste Strich, so bekommen wir das Zeichen Fu, die Wiederkehr. Es stellt den Donner dar, die Bewegung, die sich zur Sonnwendzeit in der Erde wieder regt, die Wiederkehr des Lichten. Wie aus diesem Beispiel hervorgeht, müssen sich nicht alle Striche wandeln. Es hängt ganz davon ab, welchen Charakter der Strich hat. Ein Strich, der die positive Natur in der Steigerung enthält, schlägt um in sein Gegenteil, das Negative; dagegen bleibt ein positiver Strich von geringerer Stärke unverändert, und entsprechend ist es mit den negativen Strichen.

Darüber nun, welche Striche so stark mit positiver oder negativer Kraft geladen zu denken sind, daß sie sich bewegen, geben im zweiten Buch Kapitel IX des ersten Abschnitts der großen Abhandlung sowie der Sonderabschnitt über das Wahrsagen genaueren Aufschluß. Hier sei nur so viel gesagt, daß die sich bewegenden positiven Striche mit Neun, die sich bewegenden negativen Striche mit Sechs bezeichnet werden, während die Striche, die ruhen und also nur als Aufbaumaterial des Zeichens ohne innere Sonderbedeutung dienen, durch eine Sieben bzw. Acht repräsentiert werden. Wenn es also im Text heißt: "Anfangs eine Neun bedeutet", so heißt das: Wenn der positive Strich auf dem Anfangsplatz durch eine Neun repräsentiert wird, so bedeutet er folgendes: ... - Wird er dagegen durch eine Sieben repräsentiert, so kommt er für das Orakel nicht in Betracht. Ebenso ist es mit den Sechsen und Achten. In unserem vorigen Beispiel haben wir das Zeichen Kun, das Empfangende, das sich folgendermaßen zusammensetzt:

8 oben
8 auf fünftem Platz
8 auf viertem Platz
8 auf drittem Platz
8 auf zweitem Platz
Anfangs 6

Es bleiben also die fünf oberen Striche außer Betracht, und nur die Sechs zu Anfang hat eine selbständige Bedeutung. Durch ihre Umgestaltung geht der Zustand Kun, das Empfangende, in den Zustand Fu, die Wiederkehr, über.

Auf diese Weise also haben wir eine Reihe von symbolhaft ausgedrückten Zuständen, die durch die Bewegung ihrer Linien ineinander übergehen können (nicht müssen; denn wenn ein Zeichen sich nur aus Siebenen und Achten zusammensetzt, so bewegt es sich nicht, und nur sein Zustand als ganzer kommt in Betracht).

Zu dem Gesetz der Wandlung und den Bildern der Wandelzustände, wie sie durch die 64 Zeichen gegeben waren, kommt nun noch ein weiteres. Jede Situation verlangte eine besondere Handlungsweise, um sich ihr anpassen zu können. In jeder Situation war eine Handlungsweise richtig, eine andere falsch. Offenbar brachte die richtige Handlungsweise Glück, die falsche Unglück. Welche Handlungsweise ist nun in jedem Fall die richtige? Diese Frage war das Entscheidende. Sie ist es, die dazu geführt hat, aus dem I Ging mehr zu machen als ein gewöhnliches Wahrsage-Buch. Wenn eine Kartenlegerin ihrer Kundin sagt, daß sie in acht Tagen einen Geldbrief aus Amerika bekommen werde, so kann diese nichts tun als warten, bis dieser Brief kommt - oder nicht. Es ist Schicksal, das verkündet wird, das unabhängig ist vom Tun und Lassen des Menschen. Darum bleibt alle Wahrsagung ohne moralische Bedeutung. Indem sich in China zum ersten Male jemand fand, der sich mit den Zukunft verkündenden Zeichen nicht zufrieden gab, sondern fragte: was soll ich tun? geschah es, daß aus dem Wahrsagebuch ein Weisheitsbuch werden mußte. Dem König Wen, der ums Jahr 1000 v. Chr. lebte, und seinem Sohn, dem Herzog von Dschou, war diese Wendung vorbehalten. Sie versahen die bisher stummen Zeichen und Linien, aus denen jeweils von Fall zu Fall die Zukunft divinatorisch erraten werden mußte, mit klaren Ratschlägen für richtiges Handeln. Dadurch wurde der Mensch zum Mitgestalter des Schicksals; denn seine Handlungen griffen als entscheidende Faktoren ins Weltgeschehen ein, um so entscheidender, je früher man durch das Buch der Wandlungen die Keime des Geschehens erkennen konnte; denn auf die Keime kam es an. Solange die Dinge noch im Entstehen sind, können sie geleitet werden. Haben sie sich erst in ihren Folgen ausgewachsen, so werden sie zu übermächtigen Wesen, denen der Mensch machtlos gegenüber steht. So wurde denn das Buch der Wandlungen zu einem Wahrsagungsbuche ganz besonderer Art. Seine Zeichen und Linien bildeten in ihren Bewegungen und Wandlungen geheimnisvoll die Bewegungen und Wandlungen des Makrokosmos nach. Durch den Gebrauch der Schafgarbenstengel konnte man den Punkt erhalten, von dem eine Übersicht über die Verhältnisse möglich war. Hatte man die Übersicht, so gaben die Worte Auskunft über das, was man zu tun hatte, um der Zeit zu entsprechen.

Für unser modernes Empfinden ist hierbei nur die Methode, durch Abteilen von Schafgarbenstengeln die Situation zu erfahren, befremdlich. Dieser Vorgang wurde aber als ein geheimnisvoller betrachtet in der Weise, daß eben durch dieses Abteilen dem Unbewußten im Menschen die Möglichkeit verliehen wurde, sich zu betätigen. Nicht Jedermann hat in gleicher Weise die Fähigkeit, das Orakel zu fragen. Es bedarf dazu eines klaren und ruhigen Gemüts, das empfänglich ist für die kosmischen Einwirkungen, die in den unscheinbaren Orakelstengeln verborgen sind, die als Produkte der Pflanzenwelt mit dem Urleben in besonderen Beziehungen standen. Sie entstammten heiligen Pflanzen.

b) Das Weisheitsbuch

Was jedoch weit wichtiger geworden ist, ist der andere Gebrauch des Buchs der Wandlungen als Weisheitsbuch. Laotse sah dieses Buch und wurde dadurch angeregt zu einigen seiner tiefsten Aphorismen. Ja, seine ganze Gedankenwelt ist von den Lehren des Buchs durchdrungen. Kungtse sah das Buch der Wandlungen und gab sich dem Nachdenken darüber hin. Er schrieb wohl einige Erklärungen dazu auf und überlieferte andere in mündlicher Lehre seinen Schülern. Dieses von Kungtse herausgegebene und kommentierte Buch der Wandlungen ist es, das auf unsere Zeit gekommen ist. Fragen wir nach den Grundanschauungen, die einheitlich das Buch durchdringen, so können wir uns auf ganz wenige, aber große Gedanken beschränken.

Der Grundgedanke des Ganzen ist der Gedanke der Wandlung. In den Gesprächen[3] wird einmal erzählt, wie der Meister Kung an einem Fluß stand und sprach: "So fließt alles dahin wie dieser Fluß, ohne Aufhalten, Tag und Nacht." Damit ist der Gedanke der Wandlung ausgesprochen. Der Blick richtet sich für den, der die Wandlung erkannt hat, nicht mehr auf die vorüberfließenden Einzeldinge, sondern auf das unwandelbare ewige Gesetz, das in allem Wandel wirkt. Dieses Gesetz ist der SINN des Laotse, der Lauf, das Eine in allem Vielen. Um sich zu verwirklichen, bedarf es einer Entscheidung, einer Setzung. Diese Grundsetzung ist der große Uranfang alles dessen, was ist: Tai Gi, eigentlich: der Firstbalken. Die spätere Philosophie hat sich mit diesem Uranfang viel beschäftigt. Man hat den Wu Gi, den Ururanfang, als Kreis gezeichnet, und Tai Gi war dann der in Licht und Dunkel, Yin und Yang, geteilte Kreis, der auch in Indien. und Europa eine Rolle spielte: . Aber die Spekulationen gnostisch-dualistischer Art sind dem Urgedanken des I Ging fremd. Diese Setzung ist für ihn einfach der Firstbalken, die Linie. Mit dieser Linie, die an sich eins ist, kommt eine Zweiheit in die Welt. Zugleich mit ihr ist oben und unten, rechts und links, vorn und hinten - kurz die Welt der Gegensätze gesetzt.

Diese Gegensätze sind bekannt geworden unter dem Namen Yin und Yang und haben namentlich in den Wendezeiten der Tsin- und Handynastie in den Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung, als es eine ganze Schule der Yin-Yang-Lehre gab, viel Aufsehen erregt. Damals wurde das Buch der Wandlungen vielfach als Zauberbuch verwendet, und tausend Dinge wurden in das Buch hineingeheimnißt, von denen es ursprünglich nichts weiß. Natürlich hat diese Lehre vom Yin und Yang, vom Weiblichen und Männlichen als Urprinzipien, auch in der fremden Wissenschaft über China Aufsehen erregt. Man vermutete hier nach bewährten Mustern phallische Ursymbole und was damit zusammenhängt. Zur großen Enttäuschung solcher Entdecker muß gesagt werden, daß in dem Ursinn der Worte Yin und Yang nichts liegt, was darauf hinweist. Yin ist in seiner Urbedeutung das Wolkige, Trübe; Yang bedeutet eigentlich: in der Sonne wehende Banner[4], also etwas Beleuchtetes, Helles. Übertragen wurden die bei den Begriffe auf die erleuchtete und die dunkle (d. h. südliche und nördliche) Seite eines Berges oder Flusses (wo aber die Südseite im Blick auf den Fluß dunkel, d. h. Yin, und die das Licht reflektierende Nordseite hell, d. h. Yang, ist). Von hier aus wurden die Ausdrücke dann auf das Buch der Wandlungen übertragen auf die beiden wechselnden Grundzustände des offenbaren Seins. Es verdient übrigens bemerkt zu werden, daß sie im eigentlichen Text des Buchs In diesem Sinn gar nicht vorkommen, ebensowenig In den ältesten Kommentaren, sondern erst in der großen Abhandlung, die ja in manchen ihrer Teile schon unter taoistischem Einfluß steht. Im Kommentar zur Entscheidung ist statt dessen von Festem und Weichem die Rede.

Wie es sich aber auch Im übrigen damit verhalten mag, soviel steht fest, daß aus dem Wandel und Übergang dieser Kräfte das Dasein sich aufbaut, wobei denn der Wandel teils ein dauernder Umschlag von einem ins andere Ist, teils ein kreisförmig geschlossener Ablauf von In sich zusammenhängenden Ereigniskomplexen wie Tag und Nacht, Sommer und Winter. Dieser Wandel aber ist nicht sinnlos, sonst könnte es kein Wissen davon geben, sondern eben dem durchgehenden Gesetz, dem SINN (Tao), unterworfen.

Der zweite Grundgedanke des Buchs der Wandlungen ist seine Ideenlehre. Die acht Zeichen stellen Bilder vor - nicht sosehr von Gegenständen als von Wandlungszuständen. Damit verbindet sich die Auffassung, die sich in Laotses Lehren ebenso wie in denen Kungtses ausspricht, daß alles, was in der Sichtbarkeit geschieht, die Auswirkung eines "Bildes", einer Idee im Unsichtbaren ist. Insofern ist alles irdische Geschehen nur gleichsam eine Nachbildung eines übersinnlichen Geschehens, die auch, was den zeitlichen Verlauf anlangt, später als jenes übersinnliche Geschehen sich ereignet. Diese Ideen sind den Heiligen und Weisen, die in Kontakt stehen mit jenen höheren Sphären, durch unmittelbare Intuition zugänglich. Dadurch sind diese Heiligen in Stand gesetzt, in das Weltgeschehen bestimmend einzugreifen, und der Mensch bildet so mit dem Himmel, der übersinnlichen Welt der Ideen, und der Erde, der körperlichen Welt der Sichtbarkeit, eine Dreiheit der Urmächte. In doppeltem Sinn findet nun diese Ideenlehre ihre Anwendung. Das Buch der Wandlungen zeigt die Bilder des Geschehens und mit ihnen das Werden der Zustände in statu nascendi. Indem man nun durch seine Hilfe die Keime erkennt, lernt man die Zukunft voraussehen, ebenso wie man die Vergangenheit verstehen lernt. So dienen die Bilder, die den Zeichen zugrunde liegen, eben dazu, Vorbilder zu sein für das zeitgemäße Handeln in den durch sie angedeuteten Situationen. Aber nicht nur die Anpassung an den Naturverlauf wird auf diese Weise ermöglicht, sondern es wird in der großen Abhandlung ([[Buch2#kapitel-2-2|II. Abteilung, Kapitel II]]) auch der sehr interessante Versuch gemacht, die Schaffung aller Kultureinrichtungen der Menschheit auf solche Ideen und Bilder zurückzuführen. Ganz einerlei, wie man sich zu der Durchführung im einzelnen stellt, dem Grundgedanken nach ist hier eine Wahrheit getroffen[5].

Außer den Bildern kommen als dritter Hauptbestandteil noch die Urteile in Betracht. Hierdurch bekommen die Bilder gleichsam Worte. Die Urteile deuten an, ob eine Handlung Heil oder Unheil, Reue oder Beschämung mit sich bringt. Damit setzen sie den Menschen in die Lage, sich frei zu entscheiden, eine gegebene Richtung, die sich aus der Zeitsituation an sich ergeben würde, eventuell zu verlassen, wenn sie unheilvoll ist, und auf diese Weise sich vom Zwang der Ereignisse unabhängig zu machen. Indem das Buch der Wandlungen durch seine Urteile und seine Erklärungen, die sich seit Kungtse daran angeschlossen haben, dem Leser den reifsten Schatz chinesischer Lebensweisheit darbietet, gibt es eine umfassende Übersicht über die Gestaltungen des Lebens und setzt ihn in Stand, an der Hand dieser Übersicht sein Leben organisch und souverän zu gestalten, so daß es in Einklang kommt mit dem letzten SINN, der allem, was ist, zugrunde liegt.

II. Die Geschichte des Buchs der Wandlungen

In der chinesischen Literatur werden vier Heilige als Verfasser des Buchs der Wandlungen angegeben: Fu Hi, König Wen, der Herzog von Dschou und Kungtse.

Fu Hi ist eine mythische Figur, der Repräsentant des Zeitalters der Jagd, des Fischfangs und der Erfindung des Kochens. Wenn er als Erfinder der Zeichen des Buchs der Wandlungen bezeichnet wird, so bedeutet das, daß man diesen Zeichen ein so hohes Alter beilegte, daß es über die historische Erinnerung hinausgeht. Die acht Urzeichen haben auch Namen, die sonst in der chinesischen Sprache nicht vorkommen, weshalb man auch schon auf fremden Ursprung dieser Zeichen geschlossen hat. Jedenfalls sind diese Zeichen keine alten Schriftzeichen, wie man aus der halb zufälligen, halb bewußten Übereinstimmung des einen oder anderen alten Schriftzeichens hat schließen wollen[6].

Sehr früh sind diese acht Zeichen schon in Kombinationen miteinander vorgekommen. Es werden aus alten Zeiten zwei Sammlungen erwähnt: das Buch der Wandlungen der Hiadynastie mit dem Namen Liän Schan, das mit dem Zeichen Gen, das Stillehalten, der Berg, angefangen haben soll, und das Buch der Wandlungen der Schangdynastie mit dem Namen Gui Tsang, das mit dem Zeichen Kun, das Empfangende, angefangen hat. Der letztere Umstand wird von Kungtse selbst gelegentlich als historisch erwähnt. Ob die Namen der 64 Zeichen damals schon vorhanden waren und, wenn vorhanden, dieselben waren wie im jetzigen Buch der Wandlungen, ist schwer zu sagen.

Die jetzige Sammlung der 64 Zeichen stammt nach allgemeiner Tradition, an der zu zweifeln kein Grund vorliegt, vom König Wen, dem Ahn der Dschoudynastie, der sie mit kurzen Urteilen versah, als er von dem Tyrannen Dschou-Sin im Gefängnis gehalten wurde. Der Text zu den einzelnen Strichen stammt von seinem Sohn, dem Herzog von Dschou. Dieses Buch war unter dem Namen: Die Wandlungen von Dschou (Dschou-I) während der ganzen Dschouzeit als Orakelbuch im Gebrauch, was sich aus den historischen Aufzeichnungen der alten Zeit mehrfach belegen läßt.

So war der Zustand des Buchs, als Kungtse es entdeckte. Er beschäftigte sich in seinem hohen Alter intensiv mit ihm, und es ist höchst wahrscheinlich, daß der "Kommentar zur Entscheidung" (Tuan Dschuan) von ihm stammt. Auch der Kommentar zu den Bildern geht - wenn auch weniger unmittelbar - auf ihn zurück. Dagegen ist ein dritter, sehr wertvoller und ausführlicher Kommentar zu den einzelnen Linien, der in Form von Frage und Antwort abgefaßt war von Schülern oder Enkelschülern, heute nur noch in Trümmern vorhanden (z. T. im Abschnitt Wen Yän, z.T. im Hi Tsi Dschuan).

In Kungtses Schule wurde das Buch der Wandlungen, wie es scheint, hauptsächlich durch Bu Schang (Dsi Hia) weiter verbreitet. Hand in Hand mit der Ausbildung der philosophischen Spekulation, wie sie in der "Höheren Bildung" und in "Maß und Mitte" hervortritt, machte sich diese Art der Philosophie auch immer mehr bei der Betrachtung des Buchs der Wandlungen geltend. Es bildete sich eine Literatur um das Buch, deren Trümmer - alte und spätere - in den sogenannten "zehn Flügeln" sich finden, die an innerem Wert und Gehalt sehr verschieden sind.

Bei der berühmten Bücherverbrennung unter Tsin Schi Huang entging das Buch dem Schicksal der andern Klassiker. Aber wenn etwas die Legende, daß die alten Bücher durch die Verbrennung in ihrem Textbestand gelitten hätten, widerlegen kann, so ist es eigentIich der Zustand des I Ging, der dann doch eigentlich intakt sein müßte. In Wirklichkeit sind die Not der Jahrhunderte, der Zusammenbruch der alten Kultur, die Veränderung des Schriftsystems Schuld daran, daß alle alten Werke Not gelitten haben.

Nachdem das Buch der Wandlungen aber seinen Ruhm als Wahrsagungs- und Zauberbuch unter Tsin Schi Huang bestätigt hatte, machte sich während der Tsin- und Handynastie die ganze Schule der Zauberer (Fang Schi) dar- über her, und die wahrscheinlich durch Dsou Yän aufgekommene, später von Dung Dschung Schu und Liu Hin und Liu Hiang gepflegte Yin-Yang-Lehre feierte ihre Orgien bei der Erklärung des Buchs der Wandlungen.

Dem großen und weisen Gelehrten Wang Bi war es vorbehalten, mit diesem Wust aufzuräumen. Er schrieb über den Sinn des Buchs der Wandlungen als Weisheitsbuch und nicht als Orakelbuch. Bald fand er Nachahmung, und anstatt der Zauberlehren der Yin-Yang-Lehrer schloß sich nun immer mehr die aufkommende Staatsphilosophie an das Buch an. In der Sung-Zeit wurde das Buch als Unterlage für die - wahrscheinlich nicht chinesische - Tai-Gi-Tu-Spekulation benützt, bis der ältere Tschong Dsi einen sehr guten Kommentar zu dem Buch schrieb, dessen in den "Flügeln" enthaltene alte Kommentare man unter die einzelnen Zeichen aufzuteilen sich gewöhnt hatte. So war das Buch allmählich ganz zum Lehrbuch der Staats- und Lebensweisheit geworden. Da suchte ihm Dschu Hi doch auch wieder seinen Charakter als Orakelbuch zu wahren und veröffentlichte außer einem kurzen und präzisen Kommentar auch eine Einführung in seine Studien über das Wahrsagen.

Die kritische, historische Richtung während der letzten Dynastie nahm sich auch des Buchs der Wandlungen an, hatte aber in ihrer Opposition gegen die Sunggelehrten und ihrem Hervorsuchen der zeitlich der Abfassung des Buchs der Wandlungen näher stehenden Hankommentatoren weniger Glück als in ihrer Behandlung der übrigen Klassiker. Denn die Hankommentatoren waren eben doch letzten Endes Zauberer oder von Zaubereiideen beeinflußt. Eine sehr gute Ausgabe wurde unter Kanghi veranstaltet unter dem Titel: Dschou I Dsche Dschung, die Text und Flügel gesondert bringt und außerdem die besten Kommentare aller Zeiten. Diese Ausgabe ist der vorliegenden Übersetzung zugrunde gelegt.

III. Die Anordnung der Übersetzung

Die Übersetzung des Buchs der Wandlungen ist nach folgenden Grundsätzen vollendet worden, deren Kenntnis die Lektüre wesentlich erleichtern dürfte. Die Übersetzung des Textes ist so kurz und konzis wie möglich gegeben, um den archaischen Eindruck, den er auch im Chinesischen macht, zur Geltung kommen zu lassen. Deshalb war es um so mehr nötig, daß nicht nur der Text, sondern auch ein Auszug aus den wichtigsten chinesischen Kommentaren gegeben wurde. Dieser Auszug ist so übersichtlich wie möglich gehalten. Er enthält einen Überblick über das, was das Wichtigste ist, das von chinesischer Seite zum Verständnis beigebracht wurde. Eigne Ideen und Vergleiche mit Schriften des Westens, die ja häufig sehr nahe lagen, wurden so spärlich wie möglich angebracht und immer als solche besonders kenntlich gemacht, so daß der Leser Text und Kommentar als genuine Wiedergabe chinesischer Gedanken betrachten darf. Es wird dies namentlich deshalb betont, weil manche Grundsätze so sehr mit christlichen übereinstimmen, daß es oft geradezu auffallend wirkt.

Um das Eindringen in das Werk auch dem Nichtfachmann möglichst zu erleichtern, wurde zunächst im ersten Buch der Text der 64 Zeichen mit sachlicher Erklärung gegeben. Man lese zunächst diesen Teil durch auf die Gedanken hin, die darin gegeben sind, ohne sich stören zu lassen durch die Formen- und Bilderwelt. Man verfolge z.B. das Schöpferische in seinem stufenweisen Fortschritt, wie er mit Meisterhand gezeichnet ist in dem ersten Zeichen, und nehme zunächst ruhig die Drachen mit in Kauf, wie sie nun einmal dastehen. Auf diese Weise bekommt man eine Vorstellung davon, was chinesische Lebensweisheit über die verschiedenen Lebenslagen zu sagen hat.

Im zweiten und dritten Buch folgt dann die Erklärung, warum alles so ist. Es ist da das notwendigste Material zum Verständnis der Struktur der Zeichen zusammengetragen, aber nur das absolut notwendige, und soviel wie möglich wurde nur das älteste Material, wie es in den Anhängen, den sogenannten zehn Flügeln, vorhanden ist, gegeben. Diese Flügel wurden nun so weit wie möglich an den Text aufgeteilt, um eine leichtere Übersicht zu ermöglichen, nachdem ihre sachlichen Angaben auch schon im ersten Teil im Kommentar mit verwendet wurden. Wenn man also in die Tiefen des Wissens vom Buch der Wandlungen eindringen will, ist das zweite und dritte Buch nicht zu entbehren. Andererseits sollte das Fassungsvermögen des europäischen Lesers nicht auf einmal mit allzuviel Ungewohntem belastet werden. Daß auf diese Weise einige Wiederholungen nötig wurden, mußte mit in Kauf genommen werden, wird aber dem wirklich durchdringenden Verständnis des Buchs zugute kommen. Das eine kann als feste Überzeugung ausgesprochen werden, daß jedermann, der sich das Wesen des Buchs der Wandlungen wirklich zu eigen gemacht hat, dadurch bereichert wird an Erfahrung und wirklichem Lebensverständnis.



Anmerkungen


[1] Der Merkwürdigkeit wegen sei hier erwähnt der groteske, dilettantische Versuch des Rev. Canon Mc. Clatchle M. A. In "A Translation of the Confucian Yi King or the ,Classic of Changes', wlth Notes and Appendix" 1876, den Schlüssel der "vergleichenden Mythologie" auf das Buch anzuwenden.


[2] Daß das Buch der Wandlungen kein Lexikon war, wie von mancher Seite angenommen ist, wird aus den hier gegebenen Untersuchungen ohne weiteres hervorgehen.


[3] Lun Yü IX, 16.


[4] Vgl. die sehr beachtenswerten Ausführungen von Liang Ki Tschau in der chinesischen Zeitschrift "The Endeavor" vom 15. und 22. Juli 1923, ferner den englischen Aufsatz von B. Schincher "The Development of the Chinese Conceptions of Supreme Beings" in Hirth Anniversary Volume von Asia Major.


[5] Vgl. die überaus wichtigen Ausfführungen von Hu Shih In "The Development of the Logical Method in China", Shanghai 1922, und die noch ausführlicheren In seiner Geschichte der Philosophie, Band I.


[6] Besonders handelt es sich um das Zeichen Kan , das mit dem Zeichen für Schui , Wasser, Ahnlichkeil hat.